Der Doktorhut gehörte zur Amtskleidung des Gelehrten, der früher der jeweiligen Mode entsprechend getragen und teilweise auch vorgeschrieben war. Er war historisch die Kopfbedeckung der Professoren, wie sich anhand historischer Kupferstiche zeigt:
Der Bologneser Doktor errang zum Beispiel seinen "Doktorhut" in zwei Etappen. Es genügte nicht, dass er vor dem Rektor feierlich schwor, ordentlich studiert zu haben und sich jedes Versuches zu enthalten, seine Prüfer zu bestechen. Nach einer heiligen Messe hatte er vor dem hochmögenden Doktorkollegium zu erscheinen, eine "Hausarbeit" in Empfang zu nehmen und schließlich coram publico, unter den strengen Blicken der Doktoren, einen wissenschaftlichen Kommentar vorzutragen und Fragen dazu zu parieren.
So
beschreibt der französische Historiker Jacques Le Goff in seinem Buch "Die
Intellektuellen im Mittelalter" das aufwendige Procedere der Doktorprüfung:
"Wenn er das Examen bestanden hatte, war der Kandidat nun Lizenzierter,
doch über den Doktortitel verfügen und als Magister lehren konnte
er erst nach der öffentlichen Prüfung. Zu dieser Gelegenheit wurde
er mit Pomp in die Kathedrale geführt und hielt dort eine Rede; er trug
ebenfalls eine These über ein juristisches Problem vor und verteidigte
sie anschließend gegen die ihn angreifenden Studenten. So spielte er zum
ersten Mal die Rolle des Meisters in einer universitären Auseinandersetzung.
Danach übertrug ihm der Archediakonus feierlich die Lehrerlaubnis, und
man übergab ihm die Ehrenzeichen seiner Funktion: einen Lehrstuhl, ein
aufgeschlagenes Buch, einen Goldring, das Barett oder den Hut."
Das Aufsetzen eines Doktorhutes anlässlich der Verleihung eines Doktorgrades hat im 18. Jahrhundert allmählich abgenommen.
Dessen
ungeachtet stellt der Doktorhut bis in die Gegenwart das Symbol für die
Erlangung des Doktortitels dar.
Nach langem Suchen ist es uns gelungen, eine Hutfabrik zu finden, die Doktorhüte individuell in Handarbeit
nach alter Tradition herstellt. Gegenüber anglosächsischen Modellen
(Magisterhüte) zeichnet sich der historische Doktorhut durch einen (mit
Samt oder Seide) überzogen festen Kopfteil aus, so dass der Doktorhut
auch nach der Promotionsfeier noch seinen gebührenden Platz im Bücherregal
finden kann.
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Quellen:
Frank Niess, "Heiße Magister, heiße Doktor gar...",
Universitäten und Wissenschaftler im Mittelalter, Manuskript zur Sendereihe
des Bayerischen Rundfunks "Bilder aus dem Mittelalter", o.J.
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Leipzig, 1860
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Leipzig/Wien, 1903